Atemwegserkrankungen: COPD und Feinstaub
COPD - sicherlich haben viele Leser die Bezeichnung COPD schon irgendwo gehört. Die Abkürzung des englischen "Chronic Obstructive Pulmonary Disease" steht für die deutsche Bezeichnung "chronisch obstruktive Lungenerkrankung". Der Arzt versteht darunter grob gesagt das Zusammentreffen einer chronischen Bronchitis mit einem Lungenemphysem.
Was passiert bei der COPD?
Eine chronische Bronchitis liegt vor, wenn der Betroffene auf Grund einer Entzündung der Bronchien an zwei aufeinander folgenden Jahren länger als drei Monate hustet. Im Verlaufe der Krankheit kommt es zu einer Störung des Selbstreinigungsprozesses der Lunge. Während gesunde Lungen eingeatmete Fremdstoffe oder Staub mit Hilfe der so genannten Flimmerhärchen, die die Bronchialschleimhaut auskleiden, schnell wieder entfernen können, haben COPD-Patienten die Fähigkeit zur Selbstreinigung weitgehend verloren. Häufige Infekte, eine chronische Entzündung und schwere Lungenschäden sind die Folge.
Beim Lungenemphysem sind die winzigen Lungenbläschen überbläht, so dass ihre Wände zerstört werden. Dadurch bilden sich größere Blasen, aus denen der Sauerstofftransport in das Blut stark erschwert ist. Zudem verlieren die Stützfasern des Bronchialsystems an Elastizität - die Bronchien werden "schlapperig" oder können sogar zusammenfallen. Die Folge davon ist, dass ein großes Luftvolumen einfach in der Lunge verbleibt und nicht mehr an der Ein- und Ausatmung teilnimmt. Dieses so genannte "Residualvolumen" beträgt bei gesunden Menschen normalerweise nur etwa 1,5 Liter. Beim COPD-Patienten ist es sehr viel grösser. Weil COPD-Patienten jedoch keine grösseren Lungen haben als andere Menschen auch, ist die ihnen während einer körperlichen Anstrengung zur Verfügung stehende Luftmenge - die Vitalkapazität - kleiner als bei gesunden Menschen.
Jeweils eine Schwingung der rot gezeichneten Kurve symbolisiert einen Ein- bzw. Ausatmungsvorgang. Die Atemreserve, die bei körperlicher Anstrengung mobilisiert werden kann, ist bei COPD-Patienten deutlich verringert. Dies und die zusätzlich entzündeten und verengten Luftwege sind die Ursache für die Luftnot des COPD-Patienten während körperlicher Belastung.
Feinstaub kritisch betrachtet
Seit Kurzem liefert er brisanten Gesprächsstoff: Der Feinstaub. Manche Menschen halten die Debatte für übertrieben und haben sicherlich nicht ganz unrecht damit. In Bezug auf die COPD ist der mit jeder Zigarette eingeatmete Qualm wesentlich gefährlicher als der in der Umwelt vorhandene Staub. Dennoch lohnt sich ein Blick auf die Problematik. Feinstaub mit einer Partikelgröße von Bruchteilen eines Millimeters lagert sich regelmässig in den Schleimhäuten der Bronchien ab. Dort verursachen vor allem die mitgeführten Russteilchen eine Entzündungsreaktion. Eingeengte Atemwege und eine Verschlechterung der Sauerstoffversorgung sind die unmittelbare Folge. "Feinstaubexposition führt zu einer deutlichen Zunahme der Krankenhauseinweisungen wegen Asthma und COPD", sind sich die Experten sicher. Vor allem Kinder scheinen Feinstaub-gefährdet zu sein. Zwischen dem achten und zehnten Lebensjahr wächst die Lungenkapazität normalerweise um etwa zwei Liter. Ist der Feinstaubgehalt in der Luft jedoch erhöht, fällt die Zunahme der Lungenkapazität deutlich geringer aus. Luftverschmutzung schädigt also nicht nur die Lunge, sondern stoppt gewissermassen auch deren Wachstum.
Was tun gegen die COPD
Angesichts der grossen Gefahr, die von der COPD ausgeht, hatten renommierte Fachorganisationen vor einigen Jahren eine "Global Initiative for Obstructive Lung Disease" gestartet. Sinnigerweise werden die gegebenen Empfehlungen heutzutage unter den Ärzten gelegentlich als "GOLD" - Standard bezeichnet. Die deutsche Atemwegsliga hat auf der Grundlage dieser GOLD-Standards empfohlen, Beta-2-Sympathomimetika als Atemwegserweiterer und inhalative Glukokortikoide als Entzündungshemmer einzusetzen. Erstere erweitern bekanntlich die Atemwege und vermindern damit die Luftnot. Glukokortikoide sind die zurzeit wirksamsten entzündungshemmenden Substanzen. Vielfach werden beide Medikamente vom Arzt in einer Kombination aus beiden Wirkstoffen verordnet, weil damit gewissermaßen "zwei Fliegen mit einer Klappe" geschlagen werden können.